Ökologie der Quelle
Viele Menschen verbinden mit dem Begriff Quelle die Vorstellung von reinem, klarem, lebensspendenden Wasser und unberührter Natur.
Quellen sind einzigartige Lebensräume für viele hochspezialisierte Pflanzen und Tiere. In den Quellen sind aquatische und terrestrische Bereiche mosaikartig eng miteinander verzahnt. Sie bieten somit einen außergewöhnlichen Strukturreichtum. Arten, die auf nährstoffarmes, ganzjährig kühles Wasser angewiesen sind, finden hier einen idealen Biotop. Diesen Lebensraum nutzen auch Relikte, die im außeralpinen Raum dort ihre letzten Refugien haben.
Im bayerischen Alpenraum sind noch viele Quellen in einem sehr guten bzw. naturnahen Zustand oder ließen sich mit geringem Aufwand renaturieren. Aber in der vom Menschen stärker geprägten Kulturlandschaft des Alpenvorlandes sind viele Quellen mittlerweile stark beeinträchtigt. Teilweise sind sie nicht mehr auffindbar oder werden nicht mehr als solche wahrgenommen.
Quellen sind durch die geringe Größe der einzelnen Teilbereiche und der Spezialisierung vieler Quellbewohner sehr anfällig für Störungen. Die Lebensgemeinschaften reagieren ausgesprochen empfindlich, selbst auf kleine mechanische Eingriffe oder Nähr- und Schadstoffeinträge.
Die Ursache hierfür muss nicht im direkten Umfeld der Quelle liegen, sondern kann auch in entfernten Teilen des Einzugsgebiets zu finden sein.
Quellbewohner
Die Besiedlung von Quellbereichen durch Pflanzen wird in großem Maße durch die Kontinuität der Quellschüttung bestimmt. Das Lichtangebot, die chemische Zusammensetzung des Quellwassers und die Strömungsgeschwindigkeit sind dabei entscheidend für eine Ansiedlung. Quellen bieten die gleichmäßigsten Lebensbedingungen, die im mitteleuropäischen Klima möglich sind. Temperatur, Feuchtigkeit sowie Mineralstoffangebot sind das ganze Jahr über sehr konstant. Da die Temperatur des Quellwassers auch im Winter nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, ergeben sich interessante Lebensbedingungen, die Pflanzenwachstum sogar in den Wintermonaten zulassen und auch für Tiere ein ganzjährig gleichbleibendes Milieu bereithalten.
In den Quellen Mitteleuropas leben rund 1.500 verschiedene Tierarten. Davon sind 465 Arten echte Quellspezialisten. Die faunistische Besiedlung von Quellen hängt von vielen Umweltfaktoren ab. Dazu gehören v.a. Strömungsgeschwindigkeit, Substratbeschaffenheit sowie Eintrag von Laub- und Mineralstoffen. Eine große Rolle spielen auch Temperatur und Sauerstoffkonzentration des Wassers. Über das Arteninventar können - ähnlich wie in Fließgewässern - Rückschlüsse auf die Wasserqualität gezogen werden.
Quelltypen
Als Quellen werden örtlich eng begrenzte Grundwasseraustritte bezeichnet. Quellen werden nach dem Austrittsverhalten des Wassers in drei Grundtypen eingeteilt:
Fließquellen
Sie besitzen einen sichtbar fließenden, lokal begrenzten Abfluss. Dieser ist in der Regel rasch fließend und kann einzelne Stillwasserzonen aufweisen. Bei kalkhaltigem Grundwasser kann es zur Tuffbildung kommen.
Tümpelquellen
Der Quellaustritt liegt am Grunde einer Mulde, in der sich das austretende Grundwasser sammelt und einen Quelltümpel bildet, aus dem der Quellbach austritt.
Sickerquellen
Das Grundwasser tritt in zahlreichen kleinen Wasseradern aus, die das Erdreich durchtränken und einen mehr oder weniger großen flächigen Quellsumpf bilden.