Das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica)
Bestimmungsmerkmale
Die Gattung der Löffelkräuter (Cochlearia) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).
Cochlearia bavarica ist durch die folgenden Merkmale gekennzeichnet:
- Es handelt sich um krautige Pflanzen (d.h. es gibt keine verholzten Bestandteile)
- Die Blüte besteht aus vier Kelchblättern, vier Kronblättern, sechs Staubblättern und einem Fruchtknoten. Die einzelnen Blütenbestandteile stehen versetzt zueinander ("auf Lücke"). (Abb. 1 & 2)
- Blütenformel: * K4 C4 A2+4 G(2) (Abb. 3)
- 4 Kelchblätter: grün
- 4 Kronblätter: weiß, gleich groß, gleich geformt, ungeteilt und nicht miteinander verwachsen
- 6 Staubblätter
- 1 Fruchtknoten: oberständig, mit einem Griffel, aber aus zwei miteinander verwachsenen Fruchtblättern gebildet (Abb. 4)
- Die Früchte sind breit-eiförmige bis ovale, ungeflügelte Schötchen, der Fruchtstiel steht schräg aufrecht vom Stängel ab (Abb. 5 & 6)
- Die ganzrandigen, geschweiften oder leicht gekerbten, grünen Grundblätter sind lang gestielt und bilden eine grundständige Rosette. Bei Cochlearia bavarica sind sie herz- oder nierenförmig (Abb. 7 & 8)
- Die oberen Stängelblätter sind bei Cochlearia bavarica sitzend und herzförmig-stängelumfassend, der Blattrand ist geschweift oder stumpf gezähnt. (Abb. 7 & 8)
- Sowohl der Stängel, als auch die Blätter sind unbehaart.
Abgrenzung innerhalb der Gattung
Weitere Arten der Gattung Cochlearia und deren Kennzeichen:
Cochlearia anglica (= Englisches Löffelkraut): Die Spreiten der langgestielten Grundblätter haben einen abgerundeten bis breit keilförmigen Grund (C. bavarica & C. pyrenaica: Grundblatt herz- bis nierenförmig)
Cochlearia danica (= Dänisches Löffelkraut): Alle Stängelblätter gestielt, nicht stängelumfassend, nur die obersten zuweilen sitzend. (C. bavarica & C. pyrenaica: Stängelblätter sitzend, herzförmig stängelumfassend)
Cochlearia officinalis (= Echtes Löffelkraut): Fruchtstiele waagerecht abstehen (C. bavarica & C. pyrenaica: Fruchtstiele aufrecht abstehend)
Cochlearia pyrenaica (= Pyrenäen-Löffelkraut):In der Gattung Cochlearia lassen sich bis heute evolutive Prozesse beobachten. Die Artbildung der europäischen Löffelkräuter erfolgte über eine Modifikation des Chromosomensatzes: C. bavarica ist als Bastard der beiden Arten C. pyrenaica und C. officinalis entstanden, der durch Verdopplung des Chromosomensatzes wieder voll fruchtbar wurde (Koch et al. 1998). Da dieser Prozess noch nicht so lange zurückliegt, sind C. bavarica und C. pyrenaica einander sehr ähnlich und unterscheiden sind äußerlich nur wenig, wie die Tabelle beispielhaft zeigt.
Merkmal | C. pyrenaica | C. bavarica |
Höhe der blühenden Pflanze | 10-30 cm | 25-45 cm |
Breite der Grundblätter | 1,2-4,5 cm | 2,0-6,0 cm |
Länge der sitzenden Stängelblätter | 2,5 cm | 4,0 cm |
Pollengröße | 26-30 µm | 31-36µm |
Samenlänge | 1,5-2,2 mm | 1,8-2,4 mm |
Literatur
- Jäger, E. J., Hrsg. (2007): Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland Atlasband, 3. Bd, 11. Aufl. Heidelberg: Elsevier-Verlag. ISBN 3-8274-1842-5
- Jäger, E. J. & Werner, K., Hrsg. (2005): Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland Kritischer Band, 4. Bd, 10. Aufl. Heidelberg: Elsevier-Verlag. ISBN 3-8274-1496-2
- Koch, M., Huthmann, M. & Hurka, H. (1998): Isozyme analysis in genus Cochlearia L.(Brassicaceae): Genetic isozyme systems reflects polyploidisation and reticulate evolution. - Bot. Acta 111: 411-425.
- Vogt, R. (1985): Die Cochlearia pyrenaica-Gruppe in Zentraleuropa. Ber.Bayer.Bot.Ges., 56: 5-52, München